Unternehmenswert berechnen – die wichtigsten Verfahren im Überblick, 1. Teil
Der Unternehmenswert wird zum Beispiel ermittelt, wenn ein Börsengang geplant ist, eine Steuerberechnung ansteht oder eine Fusion angestrebt wird. Doch vor allem dann, wenn ganze Unternehmen oder Firmenanteile den Besitzer wechseln, ist die Berechnung des Unternehmenswertes ein zentrales Element der Transaktion. Allerdings gibt es nicht nur den einen einzigen Unternehmenswert, der korrekt ist.
Vielmehr handelt es sich bei den Werten um subjektive Spannen, die einerseits von der Einschätzung des Verkäufers und andererseits von den strategischen Zielen oder erwarteten Synergieeffekten des Käufers abhängen.
Im Verlauf der Transaktion können sich die Wertvorstellungen auf beiden Seiten außerdem ändern. So kommt es zum Beispiel regelmäßig vor, dass der ursprüngliche Unternehmenswert nach einer Due-Diligence-Prüfung deutlich korrigiert wird. Und generell klaffen bei rund der Hälfte aller Transaktionen die angesetzten Werte und die tatsächlich erzielten Preise auseinander.
Das liegt aber weniger daran, dass der Unternehmenswert falsch berechnet oder schlecht verhandelt wurde. Stattdessen sind typische Ursachen, dass der Käufer die Abläufe nicht gut geplant hat oder es dem Verkäufer nicht gelungen ist, geeignete Investoren zu finden oder eine Wettbewerbssituation zu schaffen.
Trotzdem stellt sich die Frage, wie die unterschiedlichen Unternehmensbewertungen zustande kommen und wie der Wert ermittelt werden kann. In einem zweiteiligen Überblick stellen wir die wichtigsten Verfahren vor und erklären, wann welche Methode angewendet wird.
Dabei beginnen wir im 1. Teil mit den Vergleichswertverfahren:
Inhalt
Vergleichswertverfahren für die Unternehmensbewertung
Eine einfache und schnelle Methode, um den Unternehmenswert zu schätzen, sind sogenannte Multiples. Weil die Methoden mit Mittelwerten arbeiten, bergen sie allerdings eine hohe Anfälligkeit für Fehler. Es bleibt offen, ob der eigene Unternehmenswert dem Wert ähnelt, der sich aus stichprobenartig erhobenen Unternehmen ergibt.
Oder ob der eigene Unternehmenswert wegen individueller Faktoren tatsächlich höher oder niedriger ist als der Durchschnitt. Trotzdem liefern Multiple-Verfahren einen guten ersten Anhaltspunkt für den ungefähren Wert.
Viele Unternehmer glauben, dass ihr Geschäft, das sie über viele Jahre aufgebaut haben, einen hohen Wert hat. Bei einem Verkauf gilt aber immer, dass eine Firma nur soviel wert ist, wie ein unabhängiger Käufer dafür bezahlen würde.
Die große Kunst ist deshalb, den Käufer zu finden, der bereit ist, einen überdurchschnittlich hohen Preis zu bezahlen, weil er sich vom Kauf zum Beispiel verspricht, strategische Lücken schließen zu können.
Unternehmensbewertung per Deal Multiples
Bei sogenannten Deal Multiples wird der Verkaufspreis im Verhältnis zum Umsatz ermittelt. Dabei gibt es die Rechengrößen EBIT (Earnings Before Interest and Taxes = Gewinn vor Zinsen und Steuern) und EBITDA (Earnings Before Interest, Taxes and Depriciation = Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen).
Investoren benennen den Unternehmenswert dann zum Beispiel als dreimal Umsatz oder viermal EBIT.
Deal Multiples entsprechen den Marktpreisen, zu denen Unternehmen in bestimmten Sektoren aktuell gehandelt werden. Die Basis dafür ist die Vergleichbarkeit. So werden zum Beispiel Bauunternehmen mit einem Jahresumsatz unter 20 Millionen Euro für fünfmal EBIT verkauft, während gleichgroße Unternehmen der Pharmaindustrie Preise von siebenmal EBIT erzielen.
Sehr viele M&A-Transaktionen sind in Datenbanken erfasst und Finanzdienstleister bieten sie zum Kauf an. Frei zugängliche Daten lassen sich aber auch im Internet finden oder können bei M&A-Beratern erfragt werden.
Zwischen den Multiples für große, börsennotierte Unternehmen kann es große Abweichungen zu denen von kleinen und mittelgroßen Firmen geben. Bei kleinen Transaktionen sollten sie deshalb nicht als Referenzwerte verwendet werden, weil die Risikobewertung bei kleinen Firmen höher ist und Skaleneffekte oft fehlen.
Um den Unternehmenswert zu schätzen, kann der durchschnittliche Umsatz oder EBIT der vergangenen drei Jahre mit den jeweils aktuellen Deal Multiples für Umsatz oder EBIT multipliziert werden. Der geschätzte Unternehmenswert bewegt sich dann innerhalb der Preisspannen, die sich aus dieser Rechnung ergeben.
Unternehmensbewertung mit Trading Multiples
Bei Trading Multiples wird der Mittelwert einer Bezugsgröße bestimmt, indem die Finanzkennzahlen von vergleichbaren, börsennotierten Unternehmen im selben Sektor und mit einer möglichst ähnlichen Finanzstruktur miteinander verglichen werden. So eine Bezugsgröße kann zum Beispiel die EBIT-Marge sein.
Auf Basis des Börsenwertes ermöglicht der Mittelwert, Rückschlüsse auf den Unternehmenswert einer nicht börsennotierten Firma zu ziehen. In diesem Fall ergibt der Unternehmenswert an der Börse geteilt durch die Bezugsgröße den Multiplikator.
Beträgt der EBIT Multiple von Textilunternehmen beim Handel an der Börse zum Beispiel sechs, kann dieser Wert auch bei der Bewertung eines größeren Unternehmens herangezogen werden, das nicht an der Börse notiert ist und verkauft werden soll.
Reicht es nicht aus, sich dem Unternehmenswert durch den Vergleich mit Marktdaten anzunähern, kann die Bewertung mithilfe verschiedener Einzelwertverfahren erfolgen. Diese schauen wir uns im 2. Teil an.
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Thema: Unternehmenswert berechnen – die wichtigsten Verfahren im Überblick, 1. Teil
Übersicht:
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